Zukunft des Holzbaus gemeinsam gestalten
Ressourcenverfügbarkeit, Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung, Standardisierung sowie Fachkräftegewinnung und Fachkräftebindung sind die zentralen Herausforderungen, denen sich die Holzbaubranche in den nächsten Jahren stellen muss.
Zum Ende eines bewegten Jahres erörterten die Förderpartner Deutscher Holzbau im Rahmen eines Erfahrungsaustauschs in Form einer Webkonferenz die aktuelle Situation sowie die Chancen und Herausforderungen für den Holzbau in den kommenden Jahren. Wie wichtig dabei der Austausch aller Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette ist, unterstrich Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes: „Die Klimaveränderung hat Auswirkungen auf das Bauen, auf unsere Rohstoffe und auf unseren Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Die Aufgaben sind vielfältig und vieles wird sich ändern. Wir müssen am Ball bleiben, so dass wir die weiteren Entwicklungen im Holzbau gemeinsam gestalten können.“
Den Stand der Technik im Holzbau vollumfänglich abbilden
Auf die von der neuen Regierung formulierten bau- und klimapolitischen Aufgaben ist der Holzbau bestens vorbereitet. Darauf verwies Johannes Niedermeyer, Geschäftsführer des Holzbau Deutschland-Instituts, bei seinem Überblick über die aktuelle Institutsarbeit in den Bereichen Forschung und Wissenstransfer. Ob bei der energetischen Sanierung oder der urbanen Nachverdichtung durch Lückenschließungen und Aufstockungen, der Holzbau hat dafür geeignete Lösungen. Er wird daher weiter an Bedeutung gewinnen.
Allerdings muss sich normativ und baurechtlich noch einiges ändern, denn noch immer werde dort der Stand der Technik nicht vollumfänglich abgebildet. Niedermeyer verwies darauf, dass der Holztafelbau nach wie vor nur bis zur Gebäudeklasse 4 zugelassen sei. Dabei konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass Holzgebäude im Hinblick auf die Rauchdichtheit im Brandfall genauso sicher sind wie Gebäude anderer Bauweisen. Hinsichtlich der Feuerwiderstandsfähigkeit der Bauteile und der Rauchdichtheit der Anschlüsse wurde die Gleichwertigkeit der Holztafelbauweise im Vergleich zu der in der Musterholzbaurichtlinie zugelassenen Massivholzbauweise prüftechnisch und wissenschaftlich nachgewiesen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse müsse es das Ziel sein, dass der Holztafelbau auch für die höheren Gebäudeklasse zugelassen wird.
Neben dem Brandschutz ist insbesondere der Schallschutz ein wichtiges Forschungsfeld. In der bereits 2019 erschienen Schrift „Schallschutz im Holzbau - Grundlagen und Vorbemessung“ wurde ein wichtiger Beitrag zur besseren Handhabung des Schallschutzes in der Planung und Ausführung von Holzbauten geleistet. Johannes Niedermeyer informierte das Gremium, dass weitere Schriften darunter „Schallschutz im Holzbau – Nachweisführung“ und „Schallschutz im Holzbau – Altbausanierung“ geplant seien.
Ressourcenverfügbarkeit, Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft
Die Holzbaubranche wird sich vielen Herausforderungen stellen müssen. Aufgrund der klimatischen Veränderungen wird sich auch auf der Materialseite für den Holzbau ändern. Daher wird der ökonomische wie auch ökologisch sinnvolle und effiziente Umgang mit der Ressource Holz immer wichtiger. Etwa indem schon beim Bauvorhaben auf einen ressourcenschonenden Materialeinsatz geachtet wird. Zur einer sinnvollen und verantwortungsvollen Holzverwendung gehört auch, dass Holz, das durch klimatische Einflüsse oder den Borkenkäfer betroffen ist, zum Einsatz kommt. Voraussetzung ist, dass es die gleichen qualitativen Eigenschaften besitzt wie herkömmliches Holz. Das Aufkommen von Kalamitätsholz wird laut Thünen Institut keine temporäre Erscheinung sein und wird die Branche noch das ganze Jahrzehnt über beschäftigen. Wenn Kalamitätsholz die Festigkeit von Nadelschnittholz nach der DIN 4074-1 besitzt, kann es ohne Einschränkungen im nicht sichtbaren Bereich verbaut werden. Auch die Kreislaufwirtschaft wird weiter an Bedeutung gewinnen. Nachhaltiges Bauen erfordert eine ganzheitliche Denkweise von der Herstellung der Baustoffe, über ihre Nutzungsphase bis hin zu den Recyclingmöglichkeiten nach dem Rückbau.
Ressource Mensch
Auch im Hinblick auf den wachsenden Bedarf an Fachkräften muss die Holzbaubranche vorausschauend planen. Gut ausgebildete Fachkräfte sind der Dreh- und Angelpunkt für einen erfolgreichen und prosperierenden Holzbau. Um den wachsenden Bedarf im Holzbau zu decken, braucht die Branche qualifizierte Nachwuchskräfte. Nicht nur bei den ausführenden Unternehmen, auch bei Architekten, Ingenieuren oder bei der Genehmigung und Bewertung bei unteren und oberen Bauaufsichten.
Im Vergleich zu anderen Baugewerken steht das Zimmerhandwerk in punkto Nachwuchsgewinnung noch vergleichsweise gut da. Das Entscheidende ist aber nicht nur Auszubildende zu gewinnen, sondern die Ausgebildeten zugleich im Beruf zu halten. Auch qualifizierte Fachkräfte aus dem europäischen Raum rücken ins Blickfeld der Betriebe. Für den Holzbau spielt dabei der europäische Qualifikationsrahmen (EQF) für den Bereich des Holzbaus (EQF-Timber) eine zentrale Rolle. Timber Construction Europe entwickelt im Rahmen seiner Bildungsarbeit die Grundlage zur Entwicklung eines europäischen Qualifikationsrahmens. Mit dem EQF-Timber lassen sich künftig Bildungsabschlüsse und Kompetenzniveaus in Europa besser vergleichen.
Aufgaben und Ziele der Förderpartner
Die Förderpartner Deutscher Holzbau fördern vorrangig technische Projekte im Bereich des Holzbaus. Insbesondere sollen durch Forschung und Entwicklung die technischen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Holzbaus weiter verbessert und der Holzbau dadurch noch wettbewerbsfähiger werden. Die Fachberatung Holzbau sowie der Informationsdienst Holz unterstützen die Planungsleistungen durch Wissenstransfer für Planer, Architekten und Ingenieure sowie private und öffentliche Bauherren. Zu den Förderpartnern Deutscher Holzbau gehören zurzeit folgende Unternehmen und Organisationen: Bruderverlag, Gutex, Isocell, die Holzbau Deutschland Leistungspartner, Mikado, Rockwool, Steico, Velux und Würth.